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Teil II: Standards für die Ausbildung von Mediatoren im öffentlichen Bereich

1: Grundsätzliche Leitlinien der Ausbildung

Die Tätigkeit als Mediator im öffentlichen Bereich ist sehr komplex. Daher ist eine fundierte Ausbildung nötig, die vor allem interdisziplinären Gesichtspunkten Rechnung trägt. Durch eine entsprechende Ausbildung wird der Auszubildende in die Lage versetzt, selbständig Mediationsverfahren zu organisieren und zu leiten. Die Verknüpfung verschiedener Fachrichtungen soll die Vielseitigkeit der Ausbildung gewährleisten. Die Inhalte der Ausbildung von Mediatoren werden durch einen ständigen Austausch zwischen Theorie und Praxis fortlaufend optimiert.

Die Ausbildung zum Mediator im öffentlichen Bereich soll die Qualität der Mediation gemäß diesen Standards sichern und zu einer Professionalisierung führen. Über das Absolvieren eines Ausbildungsganges hinaus sollte jeder Mediator durch die Erlangung von Praxiserfahrung, Fortbildung und Supervision seine eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln.

2: Ziele der Ausbildung zum Mediator

Im Rahmen einer Ausbildung, die sich in einen theoretischen (Teil II, 3) und einen praxisorientierten (Teil II, 4) Teil gliedert, soll der Auszubildende folgende übergeordnete Lernziele erreichen:

  • Entwicklung der Fähigkeit, Konflikte zu erkennen, zu analysieren und mit ihnen umzugehen
  • Entwicklung eines Selbstverständnisses als Mediator
  • Wahrung der Prinzipien der Mediation (Teil I, 4)
  • Methodenkompetenz

3: Inhalte des theoretischen Ausbildungsteils

Der theoretische Ausbildungsteil zum Mediator umfasst fünf Hauptthemengebiete:

a) Einführung in die Mediation

  • Theoretische Aspekte und Kontexte von Konflikten (Konflikttypen, ADR-Verfahren, Umweltkonflikte als soziale, institutionelle und öffentliche Konflikte)
  • Grundgedanken der Mediation (Begriff, Geschichte, Anwendungsgebiete)
  • Theoretische Leitbilder der Mediation (verhandlungs- und lösungsorientierter Ansatz, Transformationsansatz, Kooperativer Diskurs)
  • Besonderheiten der Mediation im öffentlichen Bereich
  • Aufgaben und Funktion des Mediators
  • Entwicklung eines Selbstverständnisses der eigenen Mediatorentätigkeit

b) Kommunikation und Mediation

  • Sozialpsychologische und systemtheoretische Aspekte
  • Grundlagen der Kommunikation
  • Kommunikationstechniken
  • Verhandlungstechniken
  • Gesprächsführung, Moderation, Perspektivenwechsel und Rhetorik

c) Arbeit mit Gruppen

  • Aspekte der Gruppendynamik
  • Macht
  • Vertrauen
  • Fairness
  • Repräsentanz
  • Entscheidungsprozesse

d) Umweltpolitischer und rechtlicher Handlungsrahmen

  • Anwendungsfelder der Mediation im öffentlichen Bereich
  • Ökologische Arbeitsfelder, Professionen und Werthaltungen
  • Politik und Verwaltung
  • Rechtliche Rahmenbedingungen
  • Rolle des Rechts
  • Stellung des Mediationsverfahrens im politisch-administrativen Entscheidungsprozeß

e) Verfahrensaufbau und Organisation

  • Phasen und Ablauf eines Mediationsverfahrens im öffentlichen Bereich
  • Aufgabenanalyse
  • Finanzierung
  • Vertragsgestaltung
  • Co-Mediation
  • Konfliktanalyse
  • Aufbau des Teilnehmerkreises
  • Einzelgespräche und Gruppenarbeit
  • Verfahrensregeln und Geschäftsordnung
  • Organisation und Setting
  • Ergebnissicherung und Implementation.

4: Inhalte des praxisorientierten Ausbildungsteils

Im Verlauf des praxisorientierten Ausbildungsteils werden die in der Theorie erworbenen Kenntnisse vertieft und die Methoden der Mediation praktisch eingeübt und erlebt. Insbesondere folgende Themen sollen praktisch vertieft werden:

a) Leitbilder und Strategien der Mediation

b) Aufbau und Organisation eines Mediationsverfahrens im öffentlichen Bereich

c) Basistechniken des Mediators

Die praxisorientierte Ausbildung besteht vor allem aus Rollenspielen, Übungen, Simulationen und Reflexionen. Auf diese Weise findet eine intensive Auseinandersetzung mit den individuellen Fähigkeiten der Auszubildenden statt, die ihr Selbstverständnis als Mediatoren fördert.

5: Praktikum

Die Ausbildung zum Mediator im öffentlichen Bereich soll soweit möglich ein Praktikum bzw. eine Hospitanz in einem laufenden Mediationsverfahren umfassen. Wünschenswert ist die Teilnahme als Co-Mediator in einem laufenden Verfahren.

6: Dauer der Ausbildung

Die Ausbildung zum Mediator umfasst im theoretischen Ausbildungsteil (Teil II, 3) mindestens 80 Stunden.

Der praxisorientierte Ausbildungsteil ist ebenfalls auf 80 Stunden angelegt. Hinzu kommen die Zeiten für Supervision und Hospitanz.

7: Anforderungen an die Auszubildenden

Die Auszubildenden sollen in der Regel Hochschulreife oder eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie eine mindestens dreijährige Berufserfahrung mitbringen. Den Ausbildungsinstituten wird empfohlen, den Kandidaten vor Beginn der Ausbildung in einem Einführungsseminar die Möglichkeit zu geben, ihre jeweilige Eignung zum Mediator festzustellen.