Geschichte des Vereins
Die Wiege des heutigen Fördervereins Mediation im öffentlichen Bereich e.V. mit dem präzisierenden Untertitel „Umwelt, Wirtschaft, Politik, Soziales“ steht im Hause der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück. Die Motivation zum Engagement der Stiftung für Mediation ergab sich aus folgender Konstellation: Bei einer Analyse der umweltpolitischen Lage ergab sich 1996 eine erhebliche Diskrepanz zwischen dringendem und komplexem Umweltschutzbedarf einerseits und einer Konsumgesellschaft andererseits, die andere Schwerpunkte setzte.
Außerdem fiel auf, dass bei der Durchführung von Förderprojekten der Stiftung Kontroversen zwischen den vorgesehenen Projektpartnern die Optimierung laufender Vorhaben behinderten oder neue undurchführbar machten. Daraus entsprang der Wunsch, „neue Wege der Umweltkommunikation“ zu finden mit dem Ziel, besser zu informieren, Bewusstsein zu verändern und akute Konflikte zu vermeiden bzw. zu lösen, und der Beschluss, dazu ein eigenständiges Stiftungsprojekt zu initiieren.
Projekt „Implementierung der Umweltmediation in Deutschland“
Am 30. Mai 1997 wurde das Projekt „Implementierung der Umweltmediation in Deutschland“ von der DBU
bewilligt; Leiter wurde Gerd Fuchs. Das für vier Jahre geplante Projekt hatte eine Größenordnung von 2,5
Millionen DM bei einem Fördervolumen durch die Bundesstiftung von 2 Millionen DM. Aufgabe war es, zu
untersuchen, ob und unter welchen Bedingungen Umweltmediation in Deutschland dazu beitragen kann,
umweltrelevante Konflikte zu bearbeiten und möglichst zu lösen. Im positiven Fall sollte „Umweltmediation“
dazu beitragen, bestehenden Problem- und Investitionsstau zu beseitigen und nachhaltige Lösungen
zu finden. Abgeschlossen wurde das Projekt im Oktober 2001 mit umfangreichen Schlussberichten des
Projektteams und der wissenschaftlichen Begleitung.
Gründung des gemeinnützigen Fördervereins Umweltmediation e. V.
Zur Umsetzung wurde am 19. Januar 1998 deshalb der gemeinnützige Förderverein Umweltmediation e.
V. in Bonn gegründet. Als beratendes Gremium wurde ein interdisziplinärer Beirat gebildet; ferner wurde
ein „Expertenkreis Forschung“ berufen, der eingereichte Forschungsarbeiten auf ihre Förderwürdigkeit
durch den Verein prüfte. Zweck des Vereins war von der ersten Stunde an ein ideeller: Es sollte
ein Instrumentarium darauf getestet werden, ob es geeignet sei, dem Umweltgedanken neben den
wirtschaftlichen Interessen eine angemessene Berücksichtigung zu sichern.
Erarbeitung „Standards für Umweltmediation“
Im Frühjahr 1999 wurden durch einen unabhängigen und interprofessionellen Expertenkreis beim
Förderverein in einer Klausur „Standards für Umweltmediation“ erarbeitet und verabschiedet – die ersten
ihrer Art im deutschen Sprachraum. Ihre Weiterentwicklung zu „Standards für Mediation im öffentlichen
Bereich“ finden Sie hier. Gefördert vom Umweltbundesamt (UBA) ließ der Förderverein im Herbst
1999 ein Studienbriefprogramm erarbeiten, das ein interdisziplinäres Team als 274seitiges Lehrbuch
verfasste, ergänzt durch ein Fortbildungsprogramm in Umweltmediation für Praktiker. Das Programm
soll Entscheidungsträger aus den Zielgruppen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Rechtswesen usw. in
die Lage versetzen, zu beurteilen, ob wann und wie sie Mediation zur Vermeidung oder Regelung von
Umweltkonflikten einsetzen können. Ein sinnvoller Nebeneffekt ist die normative Vereinheitlichung der
Begriffe. Zusätzlich kann der Studienbrief auch als Bauelement für eine umfassendere Wissensaneignung
bzw. Fortbildung dienen; er kann beim Verein als PDF-Dokument für 40 € bezogen werden.
Umfirmierung zum „Förderverein Mediation im öffentlichen Bereich“
Mit Auslaufen der Projektförderung wurde der Verein am 3. September 2001 neu aufgestellt und arbeitet
seither rein ehrenamtlich und dezentral. Um seinen Aktionsbereich präziser zu beschreiben, wurde er
zudem in „Förderverein Mediation im öffentlichen Bereich“ mit dem Untertitel „Umwelt, Wirtschaft, Politik,
Soziales“ umfirmiert. Damit wurde klargestellt, dass einmal das Thema Umwelt zwar immer im öffentlichen
Interesse ist und in die Aufgabenstellung der öffentlichen Hand fällt, es aber in einem Spannungsfeld
zu anderen Themen steht, und dass Mediation kein Instrument für die Akzeptanzbeschaffung einzelner
Interessengruppen ist. Im Vordergrund stehen jetzt die oft äußerst herausfordernden Rahmenbedingungen
und spezifischen Charakteristika, denen Mediation im gesamten öffentlichen Bereich Rechnung tragen
muss. Die Klammer ist dabei das Streben nach professioneller konsensorientierter Konfliktbearbeitung
und deren besondere Anforderungen, nicht die fachspezifischen Fragestellungen aus den jeweiligen
Anwendungsbereichen.
Strategische Weiterentwicklung
2019 hat sich der Förderverein Mediation im öffentlichen Bereich auf den Weg gemacht, sich der
gemeinsamen Mission seiner Mitglieder erneut zu vergewissern sowie strategische Ziele und
Handlungsschwerpunkte für die nächsten Jahre abzuleiten. Nach intensiver Vorbereitung (u.a. mittels
Einzelinterviews mit fast allen Mitgliedern) wurde pünktlich zum 20-jährigen Vereins-Jubiläum im Oktober
2021 eine Strategie-Werkstatt zur künftigen Ausrichtung des Fördervereins durchgeführt. In lebendiger
Diskussion wurde eine gemeinsame Vision in Form eines Leitbilds formuliert, unter dem sich alle
wiederfanden.
Unser Leitbild: Unser Ideal ist die Veränderung der Streitkultur innerhalb der Gesellschaft hin zu transparenten, konsensualen Lösungswegen. Dies basierend auf der grundsätzlichen Haltung von Respekt, Wertschätzung und Gleichwertigkeit aller am Konflikt beteiligten Individuen, Gruppen und Organisationen.
Im Übrigen wurden etwa ein Dutzend strategische Kern-Themen dazu herausgearbeitet, denen
sich der Förderverein in nächster Zeit vor allem widmen will.
Die wichtigsten Meilensteine der Vereinsarbeit
Entwicklung von Standards für Mediationen im öffentlichen Bereich, Präzisierung und Qualitätssicherung
Entwicklung von Standards für die Ausbildung für Mediator*innen im Tätigkeitsfeld öffentlicher Bereich
Erarbeitung eines Anforderungsprofils für Ausbilder*innen
Entwicklung und Verbreitung eines Studienbriefprogramms als Fortbildungsprogramm in Umweltmediation für Praktiker*innen
Konzeption und Durchführung von Ausbildungen für Mediator*innen
Beratende Begleitung der Mediationsgesetzgebung und Ausbildungsverordnung
Verfahrensberatung für Konfliktbeteiligte
Strategieentwicklung zur Neuausrichtung des Vereins